
Der neue MacPro – im gewagten Urnen-Style (Foto: Apple)
Das Warten hat ein Ende: Apple startet den Verkauf des neuen Mac Pro, einer außergewöhnlichen High-End-Maschine mit noch außergewöhnlicherem Design – und zu einem exklusiven Preis.
Ab 2.999,90 Euro ist der zylinderförmige Supercomputer zu haben. Für den Einstiegspreis bekommt man eine 3,7 GHz Quad-Core-CPU (Intel Xeon E5), 12 GB RAM (DDR3 ECE, 1866 MHz), ein 256 GB Flash-Harddrive und zwei AMD FirePro Grafik-Prozessoren mit je 2GB VRAM-Speicher.
Geradezu skandalös bei dem Preis: Tastatur und Maus müssen separat erworben werden!
In Deutschland ausgeliefert werden die Rechner ab Januar 2014.
Insbesondere die Grafikpower, kombiniert mit 6 Thunderbolt2-Schnittstellen ermöglicht die Beschickung von bis zu drei 4K-Displays. Diese Lösung „von der Stange“ macht den MacPro einzigartig – und auch überzeugte Kritiker müssen eingestehen, dass in Anbetracht dieser Leistung der Verkaufspreis mehr als angemessen ist.
Es stellt sich aber die Frage, für wen dieser Mac Pro eigentlich gebaut wird. Beim Vorgängermodell waren die Argumente klar und vielfältig: Insbesondere der modulare Aufbau und die einfache Erweiterbarkeit mit Standardkomponenten machte den Alu-Mac Pro zum Gerät der Wahl für Leute, die zum Beispiel auf PCI-Karten (beispielsweise Avid Pro Tools im Audio-Bereich) angewiesen waren.
Dieses Argument entfällt nun, da das neue Layout des Rechners keine PCI-Karten mehr vorsieht, sondern ganz auf die Performance der Thunderbolt-Schnittstellen setzt. Teure PCI-basierte Systeme können also nicht mehr einfach in den neuen Rechner umgesteckt werden.
Entsprechend wird die neue Zielgruppe kleiner und exklusiver. Musiker, die nicht auf PCI-Lösungen angewiesen sind, sind mit den aktuellen iMacs (und besonders dem Top-Modell) mehr als gut bedient. Eine Thunderbolt-Schnittstelle zum Anschluss der entsprechenden Lösungen von Avid oder Universal Audio ist vorhanden, und Rechenpower bieten die schnellen i7-Prozessoren auch reichlich.
Große Audio-Lösungen, die geradezu nach dem neuen MacPro schreien, sind momentan noch nicht verfügbar.
Anders sieht es im Videobereich aus. Auch wenn auch hier ein „großer“ iMac bis in den Profi-Bereich ausreichende Rechen- und Grafikleistung bieten dürfte, kann der neue Mac Pro spätestens beim Thema 4K seine Trümpfe voll ausspielen. Nur er ist in der Lage entsprechende Displays professionell und entspannt zu bedienen.
Spätestens hier wird es dann aber doch teuer, denn die Grundausstattung an RAM und Festplattenkapazitäten ist doch recht mager, und die Aufrüst-Preise bei Apple sind – sagen wir – exklusiv. In Vollausstattung landet man nahe der 10.000 Euro-Marke.
Wer kauf sich also diesen Rechner? Das sind einmal die Unerschütterlichen, die mit reiner „haben-wollen“-Motivation an die Sache herangehen (und Einiges an Geld übrig haben). Dann wir sicher der eine oder andere Videokünstler dabei sein, der seinen Frieden mit Apple und insbesondere mit Final Cut pro X gefunden hat. Am intensivsten wird aber sicher die heranwachsende 4K-Video-Fraktion nach dem schwarzen Zylinder schielen – für sie ist dieser Rechner sicher ein echter Durchbruch, der derzeit auch kaum nennenswerte Mitbewerber hat.
Im Audiobereich ist der Mac Pro ein Luxus-Produkt. ProTools-Nutzer werden sicher erst mal weiter das Vorgängermodell pflegen – alle anderen könnten wechseln, müssten es aber nicht. Zumal nicht zu dem Preis. Der Rechner ist wie ein Geländewagen: Wer nicht im Dreck unterwegs ist, braucht auch keinen. Trotzdem verkaufen sie sich bestens.
Erste Tests nach dem Verkaufsstart werden sicher noch einiges Licht in die Sache bringen, und es wird sich ein neues Apple-Pro-User-Profil ergeben. – Großes Kino.